Knüpftechniken für Orientteppiche

Welche Knüpftechniken kommen bei Orientteppichen zum Einsatz?

Wichtigstes Element zum Teppich knüpfen: der Knüpfrahmen

Dem eigentlichen Vorgang des Teppichknüpfens geht zunächst die Erstellung eines geeigneten Knüpfrahmens, auch Knüpfstuhl oder Knüpfbaum genannt, voraus. Die Knüpfrahmen werden in der Regel aus Holz hergestellt und bestehen im Einzelnen aus dem oberen Querbaum, dem Kettbaum und dem unteren Querbaum, auch Zeugbaum genannt, die mit vertikalen Stützen verbunden sind. Zwischen den Querbäumen werden die Kettfäden gespannt. Als Material für die Kettfäden wird in den meisten Fällen Baumwolle, aber gelegentlich auch Wolle, Ziegenhaar oder Seide verwendet. Nun wird das Webfach durch zwei Querstäbe gebildet, die beweglich angebracht werden, damit man sie nachstellen kann. Das Grundgeweben entsteht durch das Einbringen eines oder mehrerer Schußfäden nach jeder Knotenreihe.

Der Knüpfrahmen kann entweder aufrecht stehend, oder auf dem Boden liegend verwendet werden. Während seine Breite jeweils der Breite des entstehenden Teppichs angepaßt werden muß, ist die Höhe des Knüpfrahmens von den Ausmaßen des Teppichs weniger abhängig, da das bereits fertige Teil des Teppichs in Abständen immer wieder auf dem Zeugbaum aufgewickelt werden kann.

Zwei Frauen knüpfen Orientteppiche
Zwei Frauen knüpfen Orientteppiche

Aus vielen einzelnen Knoten entsteht der fertige Orientteppich

Der Flor des Teppichs wird durch das Eintragen von Knoten in Horizontalreihen zwischen die Kettfäden erzeugt. Technisch betrachtet handelt es sich jedoch weniger um Knoten, sondern eher um festgezogene Schlingen. Die Knoten werden in der Regel um zwei, in Ausnahmefällen aber auch um vier Kettfäden geknüpft. Am häufigsten werden dabei der sogenannte Persische Knoten (auch Sennehknoten, asymmetrischer Knoten) oder der Türkische Knoten (auch Ghiordesknoten, symmetrischer Knoten) verwendet.

Zum Knüpfen eines Knotens wird ein Faden in der entsprechenden Farbe gewählt. Nachdem der Knoten mit der Hand, oder einem dafür geeigneten Instrument, ähnlich einer Häkelnadel, gebildet wurde, wird er mit einem Messer abgeschnitten. Wenn die Schußfäden nach einer fertigen Horizontalreihe eingetragen wurden, wird das Gewebe mit einem Kammartigen Instrument festgeklopft.

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Ghiordes-Knoten (von oben)

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Ghiordes-Knoten (von vorn)

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Senneh-Knoten (von oben)

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Senneh-Knoten (von vorn)

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Grundgewebe mit Kette, zwei Schüssen und Senneh-Knoten

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Grundgewebe mit Kette, zwei Schüssen und Senneh-Knoten

Neben diesen weit verbreiteten, gibt es noch eine Reihe von seltener verwendeten Knoten, die jedoch meist nur Varianten der Erstgenannten sind. Insbesondere sind hier der Spanische- sowie der Tibetische Knoten zu nennen, die allerdings beide heute nicht mehr verwendet werden, sondern nur bei musealen Stücken vorkommen.

Für den Flor von Teppichen verwendet man in der Regel Wolle, seltener aber auch Seide oder Ziegenhaar.

Kelim und Schirasi – der letzte Schliff für den kostbaren Teppich

Den oberen und unteren Abschluß der fertigen Knüpfarbeit bilden meist einige Reihen von fest verwebten Schußfäden (Kelim), oder ein entsprechender Sicherungsfaden. Beide Varianten haben die Aufgabe, das Ablösen der Knoten vom Gewebe zu verhindern. Die durchlaufenden Kettfäden sind schließlich als Fransen an den Schmalseiten sichtbar.

Die seitlichen Abschlüsse nennt man hingegen Schirasi. Sie bilden die Randbefestigung an den Längsseiten der Teppiche. Die Schirasi entsteht durch umwickeln der Kanten mit Wolle, Seide oder Baumwolle, je nach Teppichart und Provenienz ein- oder mehrfarbig.

Der letzte Arbeitsschritt besteht im Scheren und Waschen des fertigen Stückes. Das Scheren erfolgt meist mit Florscheren von Hand, die Wäsche wird mit klarem Wasser ausgeführt, wenn es sich um eine reine Reinigungswäsche handelt. Soll der Teppich einen seidigeren Glanz und Griff erhalten, werden in neuerer Zeit auch sogenannte Antik- oder Veredelungswäschen mit Zusatz von Chemikalien durchgeführt.

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